Endlich einmal Sonntag, Zeit und das Wetter ist einmal nicht schlecht.
Also geht es nach Schriesheim. Die Klettersteige wollen wir uns sparen und als Mehrseillänge nach oben wandern.
Die erste Route ist der Fingerriß 6 auf der untersten Ebene. Mit viel Altmetall an den Hüften ist das klettern schwierig und im oberen Drittel komme ich schon nach kurzer Zeit im eigentlichen Fingerriß an meine Grenzen. Ich finde nichts Vernünftiges für die Füße und habe auch keine Lust länger hier zu hängen, daher wechsele ich an die Nachbarroute. Die ist mitnichten leichter und so klettere ich am Ende technisch über die Kante. Von oben sichere ich dann Holger nach. Bis er zu obersten Exe kommt, baue ich den HMS mit dem GriGri um und kann so Holger bequem und länger halten. Das Seil lenke ich dabei an der Hauptsicherung um und kann mit dem GriGri am Gurt locker sichern, nur muss ich das nächste Mal darauf achten, dass der Abstand zwischen Gurt und Hauptsicherung länger ist.
Die nächste Route soll Holger vorsteigen, er will ja auch an der Kuk nicht immer nachsteigen.
Holger wählt eine einfache 5er (die sich später als 5+/6- herausstellt). Er tut sich in einem Riss schon schwer und kämpft sich nach oben. Dort macht er Stand. Ich steige nach und überlege noch, ob ich die daneben liegende 7- klettere, entscheide mich des schweren Rucksacks wegen aber doch für die 5. Holger sichert sehr eng, das Seil steht ständig unter Spannung.
An einer Schuppe tropfe ich ab. Erwarte gleich wieder weiter zu klettern, die Seilspannung ist so groß, da kann nur die Seildehnung kommen.
![2012-04-15_15-08-01_Schriesheim_20120415_150801-600](http://www.omniro.de/Gipfelbuch/blog-jr/wp-content/uploads/2012/04/2012-04-15_15-08-01_Schriesheim_20120415_150801-600-225x300.jpg)
Doch es geht abwärts. Erst schnell, dann ein leichter Ruck und dann plötzlich weiter. Der Rucksack zieht mich nach hinten, ich liege in der Waagrechten und es geht weiter abwärts. Nicht so schnell, wie ein harter Sturz, aber es hört auch nicht auf. Ich denke noch: Du hast Rucksack und Helm auf, der Rucksack lässt dich nicht hart aufschlagen. Da kommt der ersehnte Ruck. Ich schaue nach unten. Es sind gerade mal noch zwei Meter bis zum Boden.
Ein Pärchen aus der Nachbarroute hilft und nach einigem hin und her klettere ich die letzten Meter ab.
Was war passiert? Holger hat mich von oben mit dem Smart am Gurt, statt an der Hauptsicherung gesichert und dabei nicht erkannt, dass er bei Zug nach unten den Smart nicht zuziehen kann. So rutschte ihm das Seil bei meinem Sturz durch die Hände und nur, weil er nicht los lies und sich dabei die Hände verbrannte, kam es nicht zum GAU. Den Fehler mit der falschen Sicherung hat er damit locker weg gemacht.
So sitzen wir ziemlich matt am Wandfuß und besprechen, was falsch gelaufen ist. Da sind einige Dinge zusammen gekommen, die einzeln vielleicht unproblematisch gewesen wären, in Kombination aber lebensgefährlich waren. Erst am Abend bei einem Gläschen Wein wirde mir bewusst, dass Holgers verbrannte Finger mein Glück waren. Gut, dass du nicht losgelassen hast!
Was lernen wir aber daraus?
Standplatzbau bedeutet nicht nur perfekter Umgang mit dem Material und umfassende Kenntnisse der Knoten.
Man muss auch den Standplatz auf die möglichen Sturzrichtungen checken und einschätzen können.
Dann steht natürlich der Eigenschutz ganz oben – also auch auf Gefahren von oben! – und natürlich der Partnerschutz. Das bedeutet volle Konzentration beim Sichern und keine Experimente.
Und dabei noch einen kühlen Kopf bewahren, auch wenn die letzte Route vielleicht gerade alles von einem abverlangt hat.
Und noch etwas haben wir festgestellt. Geht etwas schief, nicht überhastet reagieren.
Erst die eigene Sicherheit und die des Partners sicherstellen. Dann in Ruhe und vielleicht auch mit einer Pause entscheiden, ob es weiter gehen soll oder ein Rückzug nötig ist. Insofern war dies ein guter Tag. Wir haben einmal mehr den Blick auf das Wesentliche gewonnen.
Jetzt gehe ich wieder voran und baue die Standplätze.
Auf der obersten Ebene klettern wir den Dossenheimer Weg 6+/7-. Wir glauben uns in der Clou, ein wenig erinnert die Route wirklich daran, doch ist sie viel einfacher und die Leisten und Tritte sind eindeutiger. Eine schöne Route.
![2012-04-15_15-07-35_Schriesheim_20120415_150735-600](http://www.omniro.de/Gipfelbuch/blog-jr/wp-content/uploads/2012/04/2012-04-15_15-07-35_Schriesheim_20120415_150735-600-225x300.jpg)
Es beginnt leicht zu regnen, wir wechseln auf die Clou 7-. Der Fels sieht spektakulär aus. Der vorderste Teil wird irgendwann einmal abfallen. Hoffentlich nicht heute. Ein Metallstück zeigt an, dass die Bewegung des Felsens vermessen wird.
Der untere Teil geht noch über den Riss der Nachbarroute, ab der zweiten Exe wechselt man auf die Wand und dann an die Kante. Dann kommt der schon bekannt Block, mit Rechts weit nach oben gegriffen, ich bin unsicher und greife zwanzig Mal um und suche Alternativen. Irgendwann dann links hoch und rechts soweit es geht, mit links antreten, mit Linker Hand nach oben in den Riss. Sicher und locker geht es weiter. Diesmal brauche ich keinen Friend. Über die Mitte nach oben bis zur letzten Exe. Es regnet stärker, die Reibungsfläche fordert mich mehr als der Block. Ich müsste die Füße wechseln, zögere. langsam geht mir die Kraft aus. Egel. Ich ziehe die zwei Zacken in der Mitte, trete an, Griff mit Links nach oben, den linken Fuß sortieren und mit Links auf die oberste Kante. Jetzt kann nichts mehr passieren. Noch zwei, drei einfach Züge bis zum Umlenker. Rotpunkt! Nach so einem Tag doch noch ein Hochpunkt.
Holger steigt noch nach, es regnet stärker und wir sollten abbrechen, wir wollen nicht noch riskieren auf dem nassen Fels oder den Klettersteigen abzurutschen. Auf dem Weg nach unten haben wir genug Diskussionsstoff. Noch mal gut gegangen!