KBF 2005 -0015 (Large)

Disclaimer

Banner02

www.klammernschnitzerbrunnenfest.de

Willkommen zur 300 Jahrfeier der
Evangelischen Kirchengemeinde Egelsbach

Wir danken allen Helferinnen und Helfern!
Das unvergleichliche Fest ist zu Ende, aber die Erinnerung an das Großereignis in Egelsbach wird allen gut in Erinnerung bleiben.

Egelsbach und die Klammern

Ein wenig von oben herab, so war es gemeint, wenn noch vor einigen Jahren die Bewohner unserer Nachbargemeinden die Egelsbacher mit “Klammerdörfer” titulierten. Richtig wehren konnte man sich gegen diese Anrede auch nicht, sie hatte ja gar nichts Ehrenrühriges zum Inhalt. Sie bezog sich eigentlich nur auf die Armut vieler Egelsbacher Einwohner und, das war schon fast wieder schmeichel-haft, bescheinigte auch ein gewisses Maß Pfiffigkeit, mit der man diese Armut etwas mildern konnte. Beileibe nicht in jedem Egelsbacher Haushalt wurden die Klammern geschnitzt, aber es muss doch eine erkleckliche Anzahl von Familien gegeben haben, in denen vor Allem im Winter mit den Schnitz-arbeiten der Eigenbedarf gedeckt werden konnte, über die Ortsgrenzen hinaus konnte sich auch ein bescheidener Handel entwickeln.

Das Ausgangsmaterial für die Klammern fand man draußen im Wald, es waren Zweige und Stämm-chen von Nadelhölzern, in der Hauptsache von Kiefern. Diese wurden auf ungefähr eine Spanne abgelängt und von der einen Seite her der eigentliche Klammernschlitz hinein geschnitzt. Die geniale Idee bei der Auswahl des Holzes bestand darin, daß das obere Ende der Klammer von einem Astquirl, dem “Knorze”, gebildet wurde. Damit wurde dem weiterreißen des Klammernschlitzes ein natürliches Hindernis entgegengesetzt. Solche Astquirle findet man nur bei den genannten Holzarten.

Im Jahre 1976 kehrten die Egelsbacher Karnevalisten die Anrede “Klammerndörfer” ins Positive um, als sie die Institution der “Klammernritter” ins Leben rief. Der erste Klammernritter, Ex-Bürgermeister Wilhelm Thomin, hatte es sich in den Kopf gesetzt, den neugestalteten Kirchplatz, wie es sich nach der Tradition gehört, als Dorfmittelpunkt mit einem Brunnen zu bereichern. Mit diesem Brunnen sollte zugleich den Egelsbachern Klammernschnitzern in Gestalt der “Seiherte-Junde” (Säuhirten-Kunigun-de), der letzten Klammernschnitzerin, ein kleines Denkmal gesetzt werden. Anläßlich seines Geburts-tagsempfangs eröffnete Thomin ein Sonderkonto zur Errichtung eines Klammerschnitzerbrunnens. Ein Trägerkreis aus Egelsbacher Bürgern machte es sich zur Aufgabe, die erforderlichen Mittel über Spenden aufzubringen sowie die Herstellung des Brunnens in die Wege zu leiten.

Mit Franz Leschinger aus Lug in der Pfalz konnte ein Künstler gewonnen werden, der bei seinen Entwürfen mit sehr viel Einfühlungsvermögen den lokalhistorischen Vorgaben und der Brunnen-standortwahl voll Rechnung trug. Für den 2,60-m-Durchmesser-Brunnentrog wurde ein 25 Tonnen schwerer Quader aus Pfälzer rotem Sandstein in einem Stück heraus gesprengt, der noch im Sand-steinwerk innerhalb von drei Monaten von dem Künstler die gefällige achteckige Trapezform erhielt. Für das Tonmodell der Brunnenfigur saß die Mutter des Künstlers geduldig Modell, der eigentliche Bronzeguß geschah in der Gießerei Herbig bei Fürstenfeldbruck. Die acht bronzenen Wasserspeier sind den Egelsbacher Klammern nachgebildet.

Die Idee für das Klammernschnitzerbrunnenfest brachte eine Delegation des Trägerkreises von einem Besuch bei Franz Leschinger aus der Pfalz mit, wo man zufällig in die Vorbereitungen eines Dorfbrun-nenfestes hinein geriet. Alle Ortsvereine teilten sich die Arbeit, so daß auch kleinere Gruppen einmal die Möglichkeit bekamen, ein Jubiläum oder einen anderen Anlaß in einem größeren Rahmen zu feiern. Dieses Modell ist auch in Egelsbach auf gute Resonanz gestoßen, und so haben nach der Brunneneinweihung im Jahre 1990 die verschiedensten Vereine unter der Mithilfe aller Anderen ihr großes Fest feiern können. Die Jahreszahl 2000 übt ja bekanntlich eine besondere Faszination aus, aber in keinem Ortsverein ist ein “feiernswertes” Jubiläum zu verzeichnen. Mehr aus spontanen Launen heraus wurde öfters in den Kirchengemeinden halb im Spaß, halb im Ernst mit dem Gedanken der Ausrichtung des “Klammernschnitzerbrunnenfestes 2000” gespielt. Irgend etwas von Faszination ist ja schon dran an der Jahreszahl 2000 und dem Klammernschnitzerbrunnenfest, und deshalb richten die beiden großen Kirchengemeinden das diesjährige Fest aus, schließlich gehören sie zum ältesten “Verein” am Ort, dessen Gründer vor 2000 Jahren geboren wurde.

Gerhard Recktenwald

 

[News] [Programm] [Festumzug] [Höfe] [KBF-Freitag] [Bach bis Webber] [Orgelkonzert] [Beach Party] [Chorkonzert] [Bibelaustellung] [Presseartikel] [Das Fest] [Bilder] [Die Klammern] [Ehrenausschuß] [Impressum]

KBF 2005 -0013 (Large)